Nützliche Schreibratgeber

hier schreibe ich über aus meiner Sicht empfehlenswerte Schreibratgeber. Unten sehen Sie die Titel. Für mehr Infos +Symbol anklicken.

Bücher in einer Blumenwiese

Cover eines Buches, Revolver zielt auf Katze
Um die Zielgruppe vorwegzunehmen: Das Buch ist geeignet für Anfänger, weniger für Fortgeschrittene. Die von den Autoren genannten Fehler sind – geschildert in einem unnachahmlichen Humor – teils haarsträubend für diejenigen, die sich mit der Materie bereits intensiver beschäftigt bzw. schon einige Schreibratgeber gelesen haben. Nichtsdestotrotz laufen einem die Fehler häufig über den Weg, besonders in den bei Bezahlverlagen veröffentlichten „Werken“. Das Buch beginnt mit den gröbsten Fehlern, die vorkommen können und wird zum Ende hin feinstrukturierter.

Folgende Bereiche werden u.a. behandelt:

1) Plot
2) Romanfiguren
3) Stil (Basics, Dialoge, Sätze, Erzählperspektive)
4) Die Welt schlecht geschriebener Romane

Den Humor der Autoren liebt oder hasst man. Ich weiß nicht, ob es einen Mittelweg gibt. Es liest sich meiner Ansicht nach leichter, wenn Ratschläge weniger trocken daherkommen. Natürlich nutzen die Autoren auch – z.T. drastische – Übertreibungen, um die Fehler zu verdeutlichen.
Ich liefere ein paar (gekürzte und deshalb teilweise sehr frei übersetzte) Auszüge.

1) Der Plotaufbau

Ein Roman sollte erstens ein Thema behandeln, das viele Menschen interessiert. Damit sind nicht Lebenspartner, Verwandte usw. gemeint. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dem angehenden Autor/Autorin ein ehrliches Feedback abgeben: „Sorry, aber das ist schlecht“, tendiert gegen Null.
Zweitens sollte der Protagonist/ die Protagonistin mit einem schweren Problem konfrontiert werden. Eines, mit dem man ca. 300 Seiten füllen kann. Mittelmark und Newman prangern eine falsche Problemwahl humoristisch unter dem Titel „Die verlorene Socke“ an:

„Trottel, absolut und vollständig!“, sagte Thomas Abrams kopfschüttelnd unter dem besorgten Blick von Len Stewart. Er kroch unter den Drainageleitungen hervor. Lens Mund wurde trocken, er unterdrückte das Händezittern nur mühsam.
„W-was ist falsch?“
„Alles!“
Len schluckte. Kam nun das Todesurteil, der finale Schlag? Abrams kritzelte etwas in seinen Notizblock. Len wagte es nicht, Fragen zu stellen. Schließlich klappte Abrams den Block zu.
„Immer der gleiche Bockmist. Wann lernen Idioten wie Sie es endlich, dass man eine B-104 Mutter nicht auf eine B-110 Schraube aufziehen soll?“
Len fühlte das Blut aus seinen Wangen weichen. Mein Gott! Was hatte er getan?

Ein ähnlich oft vorkommender Fehler ist eine Handlung, die keine Fahrt aufnimmt. Mittelmark und Newman nennen es „Das Wartezimmer“.

Reggie nahm in dem Zug an der Montark-Bahnstation Platz. Leider fand er nur einen freien Sitz neben dem Speisewagen, der strenge Geruch nach Cheeseburger störte. Reggie dachte über sein Leben nach. Er wollte schon immer seltene Krankheiten erforschen, kam auf Umwegen zum Arztstudium. Dieser elende Gestank der Cheeseburger, es erinnerte ihn an den Anblick von Blut, den er immer noch nicht ertragen konnte. Eine Bürde für einen Mediziner. Was konnte man nur dagegen tun?
Der Zug fuhr an, die Gebäude von Montark zogen am Wagenfenster vorbei. Reggie fühlte …
(5 Seiten später)
Die letzten Häuser von Montark wirkten winzig in dieser mit saftigem Gras übersäten Landschaft. Reggie dachte an Onkel John. Ohne dessen idiotischen Ratschlag hätte er Biologie studiert, das Leben wäre viel einfacher. Aber John erzählte damals von seinen Problemen an der Universität …
(6 Seiten später)
Die Silhouette von Montark verschwand in der Ecke des Wagenfensters. Reggie hielt es für ein Zeichen. So wie die Stadt verschwanden auch seine Chancen auf ein anderes Leben. Er hätte wirklich nicht Medizin studieren sollen. Gleich im ersten Semester gab es den Vorfall …

Sie glauben nicht, dass jemand es wagt, die ersten zehn bis zwanzig Romanseiten mit sinnlosem Bla Bla zu füllen? Das gibt es leider.

2) Die Lösung von Problemen, welche die Hauptfigur(en) im Roman bedrohen.

Spannung entsteht dadurch, dass die handelnden Personen einer Bedrohung ausgesetzt sind und der Leser sich fragt, wie sie da wieder herauskommen. Oft wird es leider mit der Methode „Kaninchen aus dem Hut“ gelöst:

Das Wasser stieg immer höher. Jack wusste sofort, dass die Hydraulik vollkommen versagt hatte. Es gab nur eine Lösung, um sein Leben und das seiner Freundin Cynthia zu retten. Er musste den überfluteten Korridor vollständig abtauchen und das Ventil öffnen. Am hintersten Ende, in völliger Dunkelheit.
Glücklicherweise erinnerte er sich an seine Zeit bei den Perlentauchern im Pazifik, als sie ihm beibrachten, wie man den Atem über volle fünfzehn Minuten anhalten konnte. Sie tauchten damals in dunklen Schiffswracks, nur zum Spaß. Dort lernte Jack, sich auf seinen Tastsinn zu verlassen.

Ein ähnlicher Fehler ist die „Probleme lösen sich mit links“ Methode:

Als das Wasser immer höher stieg, grinste Jack nur. Aufgrund seiner guten Kenntnisse der Hydraulik-Anlage wusste er die Lösung sofort. Einfach ein paar Minuten den überfluteten Korridor entlang tauchen, dann erreichte er seine Geliebte. Es tat gut zu wissen, dass Cynthia keiner echten Bedrohung ausgesetzt war. Er sog den Atem tief ein und schwamm los.
Prustend erreichte er das andere Ende. Cynthia stand mit ängstlicher Miene vor ihm.
„Mein Gott, Jack! Das Wasser steigt unaufhörlich. Was sollen wir bloß tun? Die Türen sind verschlossen, wir sitzen fest.“
Jack langte in die Hosentasche, fühlte den Schlüsselbund und war zufrieden.
„Ich bringe uns hier wieder raus, Schatz.“

3) Das Ausrufezeichen- und Großschreibe-Inferno:

Das war die Höhe! Jack gehörte anfangs zu den Männern, von denen sie dachte, dass sie NÜTZLICH seien! Aber er entpuppte sich leider als vollkommener IDIOT! Wieso hatte sie jemals gedacht, er sei der Mann ihrer Träume? TRAUMMANN! So ein Schwachsinn!
Mary nahm die Schlüssel. JETZT! SOFORT! Sie musste es ihm sagen!!!

Mittelmark und Newman haben für die Benutzung des Ausrufezeichens einen Tipp: Überlegen Sie zweimal, ob es dort stehen sollte. Falls Sie die Frage positiv beantworten, überlegen Sie dreimal. Falls Sie immer noch der Meinung sind, dass das Ausrufezeichen dort stehen sollte, überlegen Sie noch viel länger und löschen es anschließend.
Die anderen Dinge soll man SEHR SELTEN benutzen und manche niemals.

Fazit
Ich kann den Anti-Schreibratgeber von Howard Mittelmark und Sandra Newman empfehlen. Wenn auch der Anfänger am meisten von dem Werk profitiert, so kann der Fortgeschrittene zumindest dem Humor der zwei Autoren einiges abgewinnen. Alles in allem ist es ein vergnügliches Buch. Wer kein Nachschlagewerk benötigt, kann es als Lektüre für ein verregnetes Wochenende verwenden.




Die Beschäftigung von Schreibratgebern mit den ersten vier bis fünf Seiten eines Manuskripts ist kein Zufall.  Es handelt sich um die Anzahl von Seiten, die Verlagslektoren maximal lesen.  Danach geht der Daumen hoch oder runter. Zumindest im englischen Sprachraum gibt es noch den „50-Seiten Test“. Manuskripte, welche die Hürde der ersten fünf Seiten bewältigt haben, werden bis ca.  Seite 50 gelesen. Findet der Lektor das Buch anschließend immer noch gut, wird es vollständig gelesen. Nicht von ungefähr gibt es deshalb einen Schreibratgeber mit dem Titel „The First 50 Pages“ , allerdings von einem anderen Autor (Jeff Gerke).

Die von Herrn Lukeman angesprochenen Punkte lassen sich zusammenfassen in: „Überflüssige Adjektive, schlechte Dialoge, Viewpoint, Showing versus Telling, Melodrama statt Spannung usw.“ Lukeman verwendet als Beispiel selbst erstellte Texte, keine Auszüge aus diversen Manuskripten. Abgerundet wird jedes Beispiel mit Übungen. Manchmal sind die Beispiele für mein Empfinden drastisch, aber dafür nicht weniger informativ. Eines davon, betreffend die mehr oder weniger sinnfreie Verwendung von Adjektiven, habe ich nachfolgend übersetzt.

Der Mannschaftswagen fuhr eilig die holprige, steinige Straße hinunter, in engen Kurven, um den großen, fetten Insekten auszuweichen, welche voll gegen die schleimige Windschutzscheibe prallten. Der heiße, schwüle und stickige Tag drang in Wellen durch die offenen Fenster, ließ die Männer ihre verschwitzten, feuchten Augenbrauen mit schmutzigen, fettigen Tüchern reiben und hinterließ Spuren auf ihrer schmutzigen Stirn. Der Gefangene entkam schnell und es wurde zunehmend schwieriger, etwas in dem matten Dunst zu sehen.

Schließlich hielten sie ihn auf der linken Straßenseite an, mit quietschenden und kreischenden Bremsen. Sie sprangen hastig heraus, rannten schnell zu dem langen, dunklen und alten Cadillac. Langsam zogen sie ihre Taschenlampen, sie leuchteten hell auf das blasse, konfuse und erschrockene Gesicht im Auto. Ein Polizist zog seine große, schwere, metallene Waffe und hielt sie hoch über den Kopf. Ein anderer griff nach seinen glatten, silbernen Handschellen und schwenkte sie gefährlich nahe vor dem misstrauischen und besorgten Gesicht des Fahrers. Sie riefen laut, dass der Fahrer des Wagens aussteigen solle. Die Tür öffnete sich langsam, vorsichtig, mit einem Quietschen, Rumpeln und Zittern.

Nach dem Lesen des Textes weiß man, wieso Mark Twain einmal sagte: „Wenn Sie ein Adjektiv finden, erschießen Sie es sofort!“

Viele Begriffe beschreiben die gleiche Idee und überladen deshalb den Text. „Fuhr eilig“ lässt sich beispielsweise mit „raste“ besser beschreiben. Eine Straße kann „holprig“ und „steinig“ sein, eines von beiden genügt jedoch. Man gewinnt als Leser bereits einen guten Eindruck von einer „steinigen“ Straße, „holprig“ vermittelt nur wenig mehr und ist eine überflüssige Zusatzinfo.

Wenn ein Wagen schnell auf einer Straße fährt und gleichzeitig kurvt, um irgendetwas auszuweichen, dann sind diese Kurven eng. Mehr lässt die Physik nicht zu. Lukeman hat auch Probleme mit den „großen“ und „fetten“ Insekten. Beide Worte vermitteln die gleiche Idee, also kann man eines streichen. Gleichzeitig empfiehlt er, sich Gedanken über die Art der Tiere zu machen, die gegen die Windschutzscheibe prallen und nicht nur banal den Begriff „Insekten“ zu verwenden. Je spezifischer man schreiben kann, umso besser.

Insekten prallen im Übrigen immer „voll“ gegen Windschutzscheiben, also ist „voll“ ein überflüssiges Wort. Eine Windschutzscheibe ist nach der Begegnung mit einem Insektenschwarm stets „schleimig“. Auch dieses Wort kann man streichen. „Heiß“, „stickig“ und „schwül“ erzählen das gleiche. Wenn die Außenluft durch die Fenster in ein Auto eindringen kann, so müssen diese wohl offen sein, oder? Ob dies nun in „Wellen“ oder sonst wie passiert, ist egal. Verschwitzte Körperpartien sind immer auch feucht.
Auf diese Weise kann man den ganzen Text durchforsten. Hier das Angebot von Lukeman nach einer kritischen Überarbeitung:

Der Mannschaftswagen raste die steinige Straße hinunter, kurvte, um den Heuschrecken auszuweichen, welche gegen die Windschutzscheibe prallten. Der stickige Tag ergoss sich durch die Fenster, ließ die Männer ihre feuchten Augenbrauen mit Tüchern reiben und erzeugte Streifen auf der Stirn. Der Gefangene entkam schnell und es wurde zunehmend schwieriger, etwas in dem Dunst zu sehen.
Schließlich hielten sie ihn mit quietschenden Bremsen an. Sie sprangen hastig heraus, rannten zu dem dunklen Cadillac. Sie zogen ihre Taschenlampen und beleuchteten das konfuse Gesicht im Wagen. Ein Polizist zog seine Waffe und hielt sie über den Kopf, ein anderer nahm die Handschellen und ließ sie vor dem besorgten Gesicht baumeln. Sie schrien, dass der Fahrer aussteigen solle. Die Tür öffnete sich langsam, mit einem Quietschen.

Der Eindruck vom zweiten Text ist besser. Es werden die Informationen vermittelt, die für das Verständnis der Handlung notwendig sind. Natürlich ist der Text auch weiterhin recht lahm zu lesen, aber die Überladung mit Adjektiven ist zumindest weg. Lukeman betont, dass die Übungstexte nach Beseitigung eines Problems idR noch weitere besitzen. Für den jeweils beabsichtigten Lerneffekt hält er es aber für ausreichend.
Jedes Kapitel in Lukemans Buch endet mit diversen Übungen. Zum Themenkomplex „Adjektive“ hat er folgende parat:

1) Entfernen Sie jedes Adjektiv von der ersten Seite Ihres Textes und listen Sie sie separat auf. Wie viele sind es? Nun lesen sie den neuen Text laut. Wie liest er sich im Vergleich zu vorher? Schneller? Sind die Hauptideen für den im Text beschriebenen Vorgang immer noch da? (z.B. Verfolgungsjagd, schwüler Tag, verschwitzte Polizisten)
2) Betrachten Sie die Liste der entfernten Adjektive. Wie viele sind eher gewöhnlich, vermitteln Klischees? Kreuzen Sie jedes an und schreiben Sie daneben eines, dass man eher nicht im Text erwarten würde, das origineller ist. Fügen Sie die Ersetzungen in den Text ein. Lesen Sie ihn laut. Wie klingt er nun? Kann man ihn besser lesen als vorher?
3) Entfernen Sie jedes Substantiv und jedes Verb auf der ersten Seite Ihres Textes und schreiben Sie diese separat auf. Wie viele sind gewöhnlich oder vermitteln Klischees? Kreuzen Sie sie an und ersetzen Sie sie mit Worten, die man eher nicht erwarten würde. Nun fügen Sie die Ersetzungen in den Text ein. Lesen Sie ihn laut. Wie liest sich der Text nun?
4) Zum Schluss, schreiben Sie die erste Seite komplett neu. Folgen Sie der Regel, dass Sie nicht jedes Adjektiv oder Substantiv verwenden dürfen. Suchen sie nach besseren Worten. Beobachten Sie, wie Sie diese Regel dazu zwingt, andere Verben und Substantive zu nutzen, die für sich allein stehen können. (z.B. „raste“ als Verb ersetzt „fuhr eilig“) Betrachten Sie die Unterschiede zu Ihrem ersten Entwurf. Welche Sätze klingen für Sie besser? Was sollte man dauerhaft im Text ändern?

Der Schreibratgeber von Lukeman ist meiner Ansicht nach für Anfänger gut geeignet. Ich denke nicht, dass erfahrene Autoren viel aus dem Buch mitnehmen können. Die verwendeten Beispiele sind etwas zu betont schlecht geschrieben und steigern sich leider auch nicht. Gut wäre es gewesen, hätte Lukeman sich für die zweiten und dritten Beispiele zu einzelnen Themenkomplexen bessere Texte ausgedacht. Beispiele wie oben mit der Verfolgungsjagd sind am Anfang ganz niedlich, um Leute mit der Nase auf Probleme zu stoßen. Aber der Lerneffekt wäre meiner Meinung nach größer, würde man nachfolgend mit anspruchsvolleren Texten arbeiten.

Drehbuchschreiber kennen das Buch „Save the cat“. Nun steht es auch für Romane zur Verfügung. Jessica Brody gebührt das Verdienst, die zentralen Punkte des ursprünglich von Blake Snyder verfassten Ratgebers „Save the cat“ für Romanautoren umgewandelt zu haben.
Das Buch weist u.a. für Profis sehr interessante Punkte auf. In dieser Hinsicht ist es für Autoren/Autorinnen, welche das Anfängerstadium hinter sich gelassen haben, eine wichtige Informationsquelle. Das Inhaltsverzeichnis weist folgende Punkte auf:
1) Warum sollen wir uns Sorgen um die Romanfigur machen? Diese Frage ist sehr wichtig. Leserinnen und Leser wollen eine Figur haben, um die sie sich Sorge machen können, die für sie interessant und wichtig ist. Scheitert die Autorin, der Autor an dem Problem, eine Figur zu erschaffen, um die sich die Leser Sorgen machen, ist der Roman von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
2) Save the cat Beat-Sheet. Hier handelt es sich um einen Entwurf für die Romanhandlung. Die einzelnen Beats sind Handlungselemente.

Insgesamt behandelt das Buch insgesamt 15 Aspekte, die in jedem Roman in irgendeiner Form vorkommen können. Im Gegensatz zu den anderen Ratgebern, ist „Save the cat writes a novel“ ein Buch für Fortgeschrittene. Wer, wie von Mark Twain vorgeschlagen, seine Adjektive intensiv verfolgt und überwiegend ausgerottet hat und die von Sandra Newman angemerkten Probleme kennt, ist mit diesem Buch bestens beraten.

Titelseite des Buches Structuring your novel der Autorin Weiland
Es gibt eine kleine Anzahl außerordentlich nützlicher Schreibratgeber. Die größten Wahlmöglichkeiten findet man im englischen Sprachraum, wo beispielsweise writers digest eine Fülle guter Autoren unter Vertrag hat, die einen brillanten Ratgeber nach dem anderen veröffentlichen. Es gibt aber auch Indie-Autoren, die das gleiche vollbringen. Eine derartige Autorin ist KM Weiland. Die Autorin hat sehr viel Fleiß und Mühe in ihre Ratgeber gesteckt, was man bei jeder Seite merkt. Es ist genau dieser Anspruch an sich selbst, gute Qualität abzuliefern, die den Unterschied ausmacht.

Werfen wir einen Blick in das Inhaltsverzeichnis:
Part 1 Story Structure
Chapter 1: The Hook
Chapter 2: Where should you begin?
Chapter 3: Opening Chapter Pitfalls
Chapter 4: The First Act, Pt. 1: Introducing Characters
Chapter 5: The First Act, Pt. 2: Introducing Stakes and Settings
Chapter 6: The First Plot Point
Chapter 7: The First Half of the Second Act
Chapter 8: The Second Half of the Second Act
Chapter 9: The Third Act
Chapter 10: The Climax
Chapter 11: The Resolution
Chapter 12: Further Considerations for Your Ending
Chapter 13: FAQ about Story Structure
Part 2: Scene Structure
Chapter 14: The Scene
Chapter 15: Options for Goals in a Scene
Chapter 16: Options for Conflict in a Scene
Chapter 17: Options for Disaster in a Scene
Chapter 18: The Sequel
Chapter 19: Options for Reactions in a Sequel
Chapter 20: Options for Dilemmas in a Sequel
Chapter 21: Options for Decisions in a Sequel
Chapter 22: Variations on Scene Structure
Chapter 23: FAQ about Scene Structure

Das Werk ist vollständig für deutsche Leser geeignet. Frau Weiland verwendet eine klare Sprache, keine verschachtelten Sätze oder komplizierte Vokabeln. Durchschnittliche Kenntnisse des Englischen reichen meiner Ansicht nach vollständig für das Verstehen des Buches aus.

Titelseite des Buches Tehe first 50 pages von Jeff Gerke
In der Reihe der eher weniger bekannten englischsprachigen Schreibratgeber ist Gerke mit seinen 117 Buchseiten eine kleine, aber feine Mittelgröße. Dafür widmet er sich ausschließlich den ersten 50 Seiten eines Romanprojektes. Begründet wird dies einerseits mit der Erfahrung, dass maximal 50 Seiten eines neuen Romans wirklich von Verlagslektoren gelesen werden. Meistens sind es eher weniger, manchmal landet ein Skript schon nach dem Lesen der ersten Seite im Papierkorb.

Gerke meint, dass Neuautoren höchstens zehn Sekunden haben um das Interesse eines Lektors zu wecken. Warum nur diese kurze Zeitspanne? Nicht, weil der Lektor, bzw. die Lektorin, gemein ist. Es ist schlicht und einfach ein Zeitproblem. Zwischen zwei Besprechungen oder anderen Terminen stapeln sich ungelesene Manuskripte auf dem Schreibtisch. Müdigkeit ergreift Besitz vom Lektor, das Überstundenkonto ist schon übervoll, der letzte Urlaub liegt zu lange zurück. Aber bis zum nächsten Tag muss der Stapel abgearbeitet sein. Die nächste Konferenz wartet morgen ab 9 Uhr, der Chef will wissen, ob bei den Einsendungen wider Erwarten etwas Vernünftiges dabei ist. Wie reagiert der Durchschnittsmensch? Er liest die erste Seite des Skriptes und sucht nach Gründen für eine Ablehnung. Nur so wird der Stapel schnell kleiner, gibt es Hoffnung, das Büro zu einer einigermaßen gerechten Uhrzeit verlassen zu können.

Also muss nach Gerke die erste Seite bereits den Haken enthalten, an dem der Lektor anbeißt. Das sind für Gerke: Guter erster Satz bzw. Absatz und die Aussicht auf eine interessante Story. Dann blättert der Lektor auf Seite 2 um, evtl. liest er auch die weiteren Seiten. Verliert er durch Autorenfehler das Interesse, ist das Spiel vorbei. Der Papierkorb wartet. Deshalb spricht Gerke von den wichtigen ersten fünfzig Seiten.
In seinen eigenen Worten müssen die ersten Seiten folgende Punkte erfüllen:
You have to engage your reader, first and foremost. You have to introduce your hero. You have to establish the context of the story. You must reveal the genre and milieu and story world. You have to set up the tone of the book. You’ll also be presenting the stakes, introducing the antagonist, establishing the hero’s desires, starting the main character’s inner journey, and getting a ticking time bomb to start ticking down.
And you want to do all these things without boring your reader, losing your reader, dumping backstory on your reader, misleading your reader, insulting your reader’s intelligence, or tipping your hand to your reader.

Ebenso nennt Gerke folgende Gründe, die üblicherweise für die Ablehnung eines Manuskriptes sorgen:

Weak first line
Starting with a dream scenario
Lack of an engaging hook
Telling instead of showing
Point-of-view errors
Shallow characters
Lack of beats for pacing and description
Stilted dialogue
Clumsy fiction craftsmanship
Inadequate descriptions of characters and settings (or details that are introduced to the reader too late)
Starting the main action too soon
Going into flashbacks too early in the story
Jumping to a new viewpoint character too early
Too little conflict
Lack of stakes or a ticking time bomb

Das Buch von Jeff Gerke enthält einige nützliche Tipps. Das Englisch ist mit normalen Schulkenntnissen gut lesbar, notfalls gibt es noch das gute alte Wörterbuch. Für die Produktion der ersten fünfzig Seiten stellt der Schreibratgeber das notwendige Rüstzeug bereit.

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